KI, Robotik, Algorithmen, Big Data oder ganz allgemein die Digitalisierung sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, denn wir nutzen sie regelmäßig in immer mehr Bereichen (und oft, ohne es zu bemerken.)
- Wir tragen KI in unserer Hosentasche als Smartphone mit integriertem Digital Assistant.
- Wir übergeben aktiv Entscheidungen an KI, z. B. bei der Kreditvergabe oder beim Filtern von Inhalten, und sehen “nur” das, was uns Algorithmen in den Stream posten.
- Wir überlassen unsere Daten Konzernen oder Staaten – und zwar freiwillig –, um digitale Dienste zu nutzen und verzichten damit (teils) auf Privatheit.
Auf der einen Seite ist Digitalisierung omnipräsent. Aber wie sehr vertrauen wir ihr auch? Welche Werte in unserer Gesellschaft hängen immer mehr mit digitalen Technologien zusammen? Wissen wir, ob die Absicht und die Folgen aus der Nutzung gut sind für uns als Menschen, als Individuen, als Gesellschaft? Oder werden bei der Entwicklung dieser Technologien unsere Werte überhaupt genügend berücksichtigt im Vergleich zu Effizienz, Fortschritt und Gewinn? So bekommt die soziale Dimension in der Entwicklung unserer Wirtschaftsformen, die sich global ja drastisch unterscheiden, gleich eine neue Bedeutung.
Vertrauen und Transparenz sind wesentliche Ressourcen der Digitalität.
Da Unternehmen dank ihrer digitaler Transformationen selbstständig und schneller denn je neue Geschäftsmodelle und Technologien schaffen können, stellt sich auch die Frage, inwiefern eine werteorientierte Umsetzung dieser Ressourcen zuverlässig und zielführend stattfindet. Dazu hat Prof. Sarah Spiekermann eine klare Vorstellung, nämlich …
„…den digitalen Geschäftsmodellen und technischen Innovationen eine positive und ethisch angeleitete Werteorientierung mitzugeben.“
Spiekermann, Sarah: "Digitale Ethik – Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert." München 2021
Genau hier setzt die Digitale Ethik an, als philosophische Disziplin und thematische Erweiterung der Ethik. Ethik ist ein Teilgebiet der Moralphilosophie – aber Ethik und Moral sind nicht dasselbe. Oft werden die beiden Begriffe synonym verwendet, tatsächlich stellen sie aber unterschiedliche Grundfragen.
- Die Grundfrage jeder Moral lautet: „Was soll ich tun?“
- Die Grundfrage der Ethik lautet: „Warum soll ich etwas tun oder unterlassen?“
Das bedeutet: Ethik denkt über Moral nach und formt diese auch. Sie hilft beim Klären und Lösen von moralischen Konflikten weiter und gibt Orientierung im Falle strittiger Moralfragen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie die Digitale Ethik durch den Prozess der digitalen bzw. technologischen Transformation führen kann und sie besser Verantwortung für die Folgen und Wirkung der digitalen Technologien übernehmen können. Dadurch schaffen sie Vertrauen und sind als Unternehmen glaubwürdig gegenüber ihren Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Stakeholdern.
„Fake News, Kriegsroboter, Cyber-Mobbing – unsere zunehmend digitalisierte Lebenswelt stellt uns vor neue ethische Herausforderungen. Wie verhalten wir uns angemessen und legitim gegenüber all diesen Veränderungen? Nötig sind Regeln und Wertmaßstäbe, für die es vor kurzem noch keinen Bedarf gab.“
Grimm Petra, Keber Tobias O., Zöllner Oliver: Digitale Ethik – Leben in vernetzten Welten
Die Digitale Ethik beschäftigt sich mit Fragen und Herausforderungen der digitalen Welt.
Sie sucht nach angemessenen und legitimen Handlungsweisen für das Leben in der Digitalität. Das Augenmerk liegt dabei auf einer werteorientierten Gestaltung der Digitalisierung. Eine Frage der Digitalen Ethik lautet: „Wie lassen sich digitale Technologien so entwickeln und anwenden, dass sie gesellschaftlich, ökologisch und ökonomisch miteinander vereinbar sind?“ Die Digitale Ethik hat somit zum Ziel, den Menschen und der Gesellschaft dabei zu helfen, einen angemessenen Umgang mit Technologien und den daraus entstehenden Folgen zu finden, Probleme der Digitalisierung zu erkennen sowie Lösungen zu entwickeln.
Digitale Ethik kann dabei helfen, Werte, Verantwortung und Transparenz in die Digitalisierung zu integrieren und somit zu einem – im Sinne des Menschen liegenden – Fortschritt der Gesellschaft im digitalen Zeitalter beizutragen. Anwendungsbereiche der Digitalen Ethik sind unter anderem die Verarbeitung von Big Data oder der Einsatz von KI. Weiter beschäftigt sie sich mit Themen der Privatsphäre und Überwachung.
Wenn wir schon bei den Anwendungsbereichen der Digitalen Ethik sind, folgt ein Beispiel aus dem Themenbereich der Künstlichen Intelligenz:
Soll KI beispielsweise Recruiting-Prozesse im Personalwesen optimieren, kann sie helfen, indem sie Entscheidungsprozesse schafft, die frei von Emotionen und damit einhergehend auch frei von Vorurteilen sind. Somit kann der Einsatz von KI im Einstellungsprozess sowohl Arbeit als auch Zeit sparen, Menschen fairer beurteilen und so für mehr Diversität sorgen. Leider zeigen viele Beispiele, dass der Einsatz von KI und die ihr zugrunde liegenden Algorithmen Diskriminierung und Rassismus fördern. Unter anderem wurde bei einem Testlauf einer Software für Karrierechancen des österreichischen Arbeitsmarktservices Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts weniger Chancen zugerechnet (vgl. FAZ: „KI im Bewerbungsprozess und raus bist du“). Auch Amazon hat diese Erfahrung mit einem KI-gesteuerten Recruiting-Prozess gemacht und festgestellt, dass Frauen benachteiligt wurden (vgl. t3n.de: „Deshalb platzte Amazons Traum vom KI gestützten Recruiting).
Die Probleme liegen einerseits an den Daten, anhand derer die Systeme lernen sollen und andererseits an der Programmierung der Algorithmen. Diese Arbeitsschritte werden meist durch junge, weiße Männer erledigt, die somit auch (bewusst oder unbewusst) Einfluss auf die Datenbasis nehmen. Die Digitale Ethik kann hier im Vorfeld helfen, genau diese Probleme und die sich daraus ergebenden Folgen erkennen und Lösungen zu entwickeln bzw. unerwünschten Entwicklungen und Problemen vorzubeugen. Innerhalb von Entwicklerteams kann unter anderem auf Diversität sowie auf eine werteorientierte Programmierung von Algorithmen geachtet werden. Durch den proaktiven Ansatz lassen sich auch kostenintensive, rechtliche Folgen für ethisch problematisches Verhalten vermeiden, beispielsweise in den Bereichen Diskriminierung, Datenschutz und Sicherheit.
Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich des User Experience (UX) Design. Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt und gewundert, warum Sie doch wieder viel länger auf einer Social-Media-Plattform „hängengeblieben“ sind, als Sie eigentlich wollten, oder warum Sie doch – aus Versehen – alle Optionen oder Cookies ausgewählt haben? Die Antwort darauf heißt „Dark Patterns“. UX-Design kennt nicht nur gutes und schlechtes, sondern auch „böswilliges“ Design. Hierbei wird die Benutzeroberfläche so gestaltet, dass sie absichtlich zu Aktionen verleitet, die nicht im User:innen-Interesse liegen. Bei der Auswahl von Cookies werden Buttons beispielweise so prominent platziert, dass sie für unvorsichtige User:innen eine unerwartete Funktion haben und einfach alle Optionen bestätigen (vgl. republik.ch: „Ausgetrickst auf der swiss website„).
Ein anderes Beispiel: Facebook, Instagram, Tik Tok & Co. Die Benutzeroberflächen dieser Social Media Plattformen werden bewusst so gestaltet, dass User:innen möglichst viel Zeit dort verbringen. Die Psychologie spricht in diesem Zusammenhang von „Orientation Reaction“ also der Aufmerksamkeit, die wir als User:in Einspielungen bzw. merklichen Veränderungen in unserer Umgebung schenken. Die Benutzeroberflächen fordern intensiv nach unserer Aufmerksamkeit und verleiten uns zu weiteren Handlungen (durch sog. Addictive Design), wie beispielsweise die nächste Folge einer Serie anzuschauen – und das allein durch die automatische Einspielung. Hier wird klar, dass es keinen neutralen Zusammenhang zwischen der Selbstbestimmtheit, der Privatheit von User:innen und der digitalen Marktökonomie gibt. Die Digitale Ethik kann bereits beim Produktdesign helfen, Benutzeroberflächen werteorientiert zu gestalten und somit zu garantieren, dass User:innen selbstbestimmt über ihre zur Verfügung stehende Aufmerksamkeit entscheiden können.
Dies waren nur zwei Beispiele, um die Trag- und Reichweite Digitaler Ethik fassen und besser begreifen zu können. In den nächsten Beiträgen auf diesem Blog möchte ich Ihnen weitere Anwendungsbereiche der Digitalen Ethik näher vorstellen und konkrete Beispiele präsentieren, die zeigen, an welchen Stellen Digitale Ethik uns Menschen und der Gesellschaft von Nutzen sein kann.
In diese Themenfelder tauchen wir als nächstes ein:
- Perspektiven der Digitalen Ethik
- Chancen vs. Risiken – eine Gegenüberstellung
- Künstliche Intelligenz und wo sie zum Einsatz kommt
- Ansätze und Praxisbeispiele der Digitalen Ethik
Wir wünschen Ihnen viel Spaß, Inspiration und Denkanstöße beim Lesen unserer Blog-Serie. Über eine werteorientierte Diskussion, einen spannenden Austausch oder einfach nur Ihr Feedback zu diesem Thema freuen wir uns sehr.
Digitale Ethik im Spannungsfeld von Cyber- und Informationstechnik
Ein Interview mit unserem Beirat Klaus-Hardy Mühleck
Digitalisierung – Fluch oder Segen?
Klaus-Hardy Mühleck: Digitalisierung ist ein Segen unserer Zeit, sie hat uns sehr viele neue Entwicklungen und Möglichkeiten erschlossen. Im privaten, im sozialen und im geschäftlichen Bereich. Fluch würde ich nicht sagen wollen, aber Risiken sind vorhanden –– diese sind zu erkennen und ernst zu nehmen. Digitalisierung wird dann zum Fluch, wenn wir keine Grenzlinien definieren und einhalten. Grenzlinien müssen ethisch und technisch erbracht werden und sind der breiten Öffentlichkeit verständlich zu kommunizieren. Hier liegt eine große Verantwortung unserer Zeit.
Während Ihrer Zeit im Verteidigungsministerium: Haben Sie sich mit Digitaler Ethik beschäftigt?
Klaus-Hardy Mühleck: Die Digitale Ethik spielt im öffentlichen Dienst eine gewichtige Rolle, auch wenn man dies oft nicht unter diesem Gesichtspunkt behandelt oder betrachtet. Der Gesetzgeber ist hier immer in einer besonderen Verantwortung und in einer Vorbildrolle. In zweifacher Weise sind die Beschäftigten des Verteidigungsministeriums und des öffentlichen Dienstes von der Digitalisierung betroffen. Einerseits arbeiten sie daran, die Anwendung neuer Hard- und Software für Verwaltungs- und Entscheidungsprozesse mit juristischen Vorgaben und Regelungen einzuhalten – andererseits die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in ihrer Vielschichtigkeit zu berücksichtigen. All dies gilt auch für das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr, welche immer – und derzeit besonders – im öffentlichen Interesse steht und damit auch Verantwortung wahrnimmt. Der Gesetzgeber versucht regulierend einzugreifen, beispielsweise die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist hier zu nennen. Datenschutz in der Bundeswehr unterliegt auch diesen Vorgaben – schon immer – und umfasst im Bereich der Personaldaten alle möglichen Inhalte, wie Name, Geburtsort, Geburtsdatum, Nationalität, Familienstand oder Anschriften, alle Arten von Adressen, Merkmalen, etc. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass das Verteidigungsministerium mit der Bundeswehr-Organisation und den zugehörigen Behörden seine Angestellten und Beamten sowie seine Soldaten schützt und alle möglichen Vorgaben der Verwaltung einhält. Unterschieden wird aber zwischen der „weißen IT“, also für die Verwaltung aller Personen in der Bundeswehr, den zugordneten Behörden und dem Ministerium, sowie der „grünen IT“, welche für die militärische Handlungsfähigkeit im Verteidigungsfall eingesetzt wird.
Gab es einen Zwiespalt zwischen Sicherheit und Digitaler Ethik im Rahmen Ihrer Tätigkeit in der Cyber- und Informationstechnik im Verteidigungsministerium?
Klaus-Hardy Mühleck: Wie bereits ausgeführt unterscheidet man in der Bundeswehr zwischen der „weißen IT“ und der „grünen IT“. Die „weiße IT“ unterliegt all den Vorgaben, Handlungsempfehlungen und Sicherheitsbestrebungen, welche zeitgemäß auch die ethischen Umfänge beinhalten. Das Verteidigungsministerium arbeitet hier sehr eng mit den anderen Ministerien zusammen. Über die verschiedenen Gremien und Ausschüsse erfolgt ein stetiger Austausch und Abgleich. Themen wie Blockchain, Innovationen zu KI, algorithmische Entscheidungsfindungen und vieles mehr werden betrachtet. Eine enge Zusammenarbeit erfolgt mit dem BSI, wo all die Grenzlinien bereits heute in vielen Anwendungsfällen gemeinsam betrachtet und auch entschieden werden. Die „grüne IT“ ist bezüglich des Schutzes und der Sicherheit aller Personendaten mit der „weißen IT“ identisch. Hinzukommen aber gewaltige Anforderungen an die Sicherheit der Soldatin und des Soldaten auf dem Feld, in der Luft und im Wasser. Hier spielt die Ausgestaltung des Cyber- und Informationsraumes heute und morgen eine zentrale Rolle. Es sind die Möglichkeiten einer modernen digitalen Welt auszuschöpfen und in die Systeme einzubinden. Als Beispiele seien genannt: Die Vernetzung von Boden- mit Satellitensystemen, das integrierte cybertechnische Zusammenspiel zwischen Infanterie- und Luftwaffensystemen, gemeinsame Aktivitäten in der NATO, Systeme für die Krisenfrüherkennung und vieles, vieles mehr. Aber auch hier gilt für all die heutigen und zukünftigen Möglichkeiten der Digitalisierung das vor über 65 Jahren festgelegte Grundprinzip der inneren Führung mit dem Leitbild vom „Staatsbürger in Uniform“, welches soldatische Entscheidungen und Handlungen an die Werte und Prinzipien unseres Grundgesetzes bindet: Menschenwürde, Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Solidarität und Demokratie. Verpflichtend für die einzelne Soldatin, den einzelnen Soldaten ist in letzter Instanz nicht das Ordnungsprinzip von Befehl und Gehorsam, sondern das eigene Gewissen. Damit tragen sie auch individuelle Verantwortung für ihr militärisches Handeln.
Kann Digitale Ethik in der Cyber- und Informationstechnik überhaupt zur Anwendung kommen oder ist das eine rein kulturelles Thema der werteorientierten westlichen Gesellschaften?
Klaus-Hardy Mühleck: Das ist eine sehr gute Frage, denn wir sehen ja bereits heute im laufenden Konflikt und Krieg in der Ukraine, wie sich die ethischen Einstellungen der Kontrahenten unterscheiden. Meines Erachtens ist die Digitale Ethik, entsprechend der Ethik der inneren Führung der Bundeswehr, bei uns in Deutschland bereits heute Teil des Wertesystems. Dies schreibt schon unser Grundgesetz sehr deutlich vor. Damit sind wir aber auch im Wertesystem der westlichen Welt und unterscheiden uns schon ziemlich von den anderen, sogenannten „Wertesystemen“ in unserer heutigen politischen Nachbarschaft. Einstellen müssen wir uns auf die Zunahme von Angriffen und Handlungsprozessen von außen, die keinerlei ethischen Grundsätzen folgen. Dies ist speziell im Cyber- und Informationsraum eine große Herausforderung. Mit der Einrichtung und Etablierung der Bundeswehr-Organisation zum Cyber- und Informationsraum / CIR, haben wir aber in Deutschland bereits 2017 die Herausforderung erkannt und darauf reagiert. CIR ist heute einmalig in der Welt und ist für die Zukunft aufgestellt. CIR existiert neben Heer, Luftwaffe und Marine als eigene, aber integrierende militärische Einheit und umfasst annähernd 15.000 Soldatinnen und Soldaten.
Öffentlicher Dienst vs. Privatwirtschaft: Gibt es hier Unterschiede in der Herangehensweise, Beschäftigung sowie Bedeutung bzgl. des Themas Digitale Ethik in der IT?
Klaus-Hardy Mühleck: Es ist nahezu unmöglich, in unserer Gesellschaft keine Daten zu hinterlassen. Dies gilt für den öffentlichen Dienst genauso wie für die Privatwirtschaft. Bereits heute existieren im öffentlichen Bereich Kommissionen, wie die Ethikkommission des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Hierbei werden dann beispielsweise die Fragestellungen des autonomen Fahrens mittels Algorithmen, Big Data und KI behandelt, welche sowohl auf die Privatwirtschaft als auch den Gesetzgeber Einfluss haben. Mit der Ausgestaltung von KI-Parks und den vielen Innovations-Zentren landesweit wird das Thema weiter an Bedeutung zunehmen, Beispiele gibt es genug und dies in jedem Bundesland. Diese Entwicklungen werden von staatlicher Seite gefördert und unterstützt. Trotz allem findet in der Industrie und Privatwirtschaft, bedingt durch den jahrzehntelangen Optimierungs- und Automatisierungsdruck, nur langsam eine Sensibilisierung statt. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen tun sich besonders schwer, Digitalethik ist hier bis heute noch kein Thema. Die Großkonzerne sind da schon etwas weiter, zumal über die verschiedenen Betriebsratskommissionen diese Fragestellungen bereits seit längerem aufgeworfen werden. Die rasante Zunahme der KI und die zugehörige Big-Data-Informationsgestaltung und Massendatenhaltung bedarf neuer Sichtweisen, Regularien und ethischer Grenzlinien. Hier sind nun auch die Branchenverbände wie Bitcom, BDI, Bundesverband der Digitalwirtschaft, BDSV etc. gefragt. Stiftungen erarbeiten bereits heute Grundsätze und Leitplanken der Digitalen Ethik. Dies können Grundvoraussetzungen der digitalen Arbeit in der Privatwirtschaft sein.
Besonders bemerken möchte ich, dass dem öffentlichen Dienst als Arbeitgeber hier eine besondere Verantwortung zukommt, denn er hat nicht nur eine Vorbildfunktion für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, sondern er kann auch direkten gesetzgeberischen Einfluss auf die Ausgestaltung dieser Grenzlinien und Leitplanken nehmen.
Sehen Sie Chancen im Thema Digitale Ethik für Unternehmen und die Gesellschaft?
Klaus-Hardy Mühleck: Ich sehe die Digitale Ethik nicht nur als Chance, sondern als Notwendigkeit, das Thema Digitalisierung in die gesamte Breite zu tragen. Um Vertrauen in alle laufenden und anstehenden digitalen Transformationen zu erhalten, muss die Ausprägung aller Auswirkungen sensibel dargelegt und umfassend diskutiert werden. Die Akzeptanz in den Schutz und die Sicherheit aller relevanten Daten ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche und akzeptierte digitale Transformation. In der heutigen Praxis unserer Unternehmen stehen digitalethische Werte oft in Konkurrenz zu wirtschaftlichen, an der Wertschöpfung orientierten Kennzahlen. Hier ist eine Koexistenz zu erreichen, welche beide Wertedisziplinen betrachtet und ausgewogen in der Realität zur Umsetzung bringt. In der Gesellschaft und in den vielen Bereichen unseres Landes wird die KI in der Vielzahl ihrer Anwendungen eine dominante Rolle einnehmen. Vom Smartphone und seinen Apps bis in die Cloud mit allen zugehörigen Algorithmen ist der Einsatz schon heute kaum übersehbar. Dies wird aber in den nächsten Jahren noch dynamisch zunehmen und ist den Nutzern breitflächig und verständlich zu kommunizieren. Notwendig werden hierbei Normen und Regeln, welche gleichzeitig ethische Grenzlinien definieren, aber damit auch die notwendige Akzeptanz erzeugen. Nur so entsteht Vertrauen.
Autor
Carsten Gundlach
Senior Transformation Consultant & Absolvent des “Digital Leadership & Ethics Program”
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